Jan-Olav Hinz

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Bildhauer

Arbeiten im öffentlichen Raum

„Glocke“ 2000

Bootsbausperrholz, Klangschalen, Messingprofile, Elektronik
drei Objekte ca. H 40 cm, D 20 cm
Für drei Monate realisiert in der Kanalisation der Goethe-Straße in Kiel.

Jan-Olav Hinz
Der Text zur Teilnahme am Wettbewerb "verbotene Städte" 02.02.98


Die verbotene Stadt
Die Angst (Unbehagen) ist das Tor zur verbotenen Stadt.

Tag
Die Stadt der Konventionen ist eine Struktur aus Erlaubnissen und Verboten. Ich bin orientiert.

Dämmerung
In der Stadt gilt das Verbot, Erlaubnisse zu übertreten. In der Grauzone stelle ich mich ein.

Nacht
Der Ort wird unübersichtlich, ich lausche, wittre, werde wachsam, ziehe mich zusammen,
taste den Grund.

Projekt: - Glocke -

Töne geben dem Dunkel eine Struktur.

An ausgesuchten Orten in der Stadt, die im Dunkel zum Meiden einladen, möchte ich Flöße (Bojen, Barken) mit Klangschalen und Schlagwerk in der Kanalisation verankern.
Der Strom des Ungeklärten treibt ein Wasserrad, dieses das Läutewerk.
Unter den Füßen, unter dem Gullydeckel ertönt ein heller Klang. In der Folge des Weges ein zweiter und dritter. Der Grund wird zur Frage. Geheimnis der Tiefe.

In der Zeit wird das Floß verschmutzen, das Wasserrad von Ungeklärtem blockiert.
Dann ist das Floß zu heben, zu trocknen und Gegenstand der Betrachtung.
Zu sehen ist: das Ungeklärte blockiert den hellen Klang.

Das Verbot wirkt in uns.

Die Kanalisation selbst ist ein unausgesprochen verbotener Ort. Er ist sinnlich nicht einladend und in allen Stadtlandschaften gegenwärtig.
Die Installation kann an unterschiedlichen Orten erfolgen.
Wichtig sind mir die dort angelegten Übergänge.

In Kiel ist ein möglicher Ort die Schleusenstraße.
Am unteren Ende der Schleusensstraße überlagern sich städtische Strukturen.
Fußgänger verlassen den behausten Bereich der Wohnbebauung und betreten die nachts vereinsamte Welt aus schattiger Brache und Industriemauern.
Das Ufer verbindet festen mit fließenden Aggregatzustand.
Der Kanal grenzt Land- von Wasserbewegung.
Ende der Buslinie, stilles warten auf die nächtliche Fähre.
In mir entscheidet sich in welche Stimmung ich gehe.

Die zu leistende Arbeit:
- ist die akustische Untersuchung der Kanalisation.
- auswählen der Tonhöhe und Anschlagstärke der Klangschalen.
Der auf der Straße hörbare Ton soll zurückhaltend, doch klar vernehmbar, sein,
der Klang öffnet für das Lauschen auch in mich selbst hinein.
Die Klangobjekte sind fortwährend aktiv.
Im nachlassenden Strassenverkehr, im Dämmern, werden die Klangobjekte für zu-Fuß-gehende hörbar.

Die Installation für Kiel besteht aus drei Objekten. Boje - Barke - Boje
Die Boje ist Orientierung gebendes Seezeichen, die Barke Symbol der Transformation.
Die Schwimmkörper werden aus verleimtem Sperrholz, der Mechanismus aus Metall gefertigt.
Die Schwimmkörper tragen die Klangschale, die von filigranen Kuppeln aus Draht überwölbt werden. Die Kuppeln sind in ihrer Silhouette jenen sakraler Bauten nachempfunden.
Erinnerung geistiger Fähigkeiten am dumpfen Ort.

Dieses Konzept kann nach der Recherche spezifischer Übergänge an anderen Orten modifiziert ausgeführt werden.